Sportverein / Fußball

Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.

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Ernst-Kuzorra-Weg 1, 45891 Gelsenkirchen

  • Erstellt am: 14.04.2025
  • Aktualisiert am: 14.04.2025
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Analyse des Wertpapierprospekts der FC Schalke 04-Anleihen 2016/2021 und 2016/2023

Finanzielle Rahmenbedingungen und Risikoprofil

Der Wertpapierprospekt offenbart eine prekäre Finanzlage des FC Schalke 04: Das Konzerneigenkapital lag 2015 bei -94,1 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von 212,7 Mio. Euro[1][2]. Die Erlösverwendung zielt primär auf die Refinanzierung der bestehenden Anleihe von 2016/2023 ab, was auf akuten Liquiditätsbedarf hindeutet. Die Zinslast der neuen Anleihe von 5,50% p.a. übersteigt deutlich den Durchschnitt deutscher Unternehmensanleihen und spiegelt das erhöhte Ausfallrisiko wider[3][7].

Sportliche Abhängigkeit als systemisches Risiko

65% der Konzernumsätze von 264,5 Mio. Euro (2015) hängen direkt vom Bundesliga-Verbleib ab[8]. Der im Prospekt dokumentierte Abstieg 2021 führte zu Einnahmeeinbrüchen von 25% in der Medienvermarktung und 18% bei Sponsoringverträgen[2][4]. Das Covenants-Paket enthält eine Negativklausel, die bei Wiederabstieg Cross-Default-Auslösung ermöglicht[6].

Strukturelle Schwächen der Anleihekonstruktion

Nachrangigkeit und Besicherung

Die Anleihen sind unbesichert und nachrangig zu allen bestehenden Verbindlichkeiten, darunter ein 47 Mio. Euro-Konsortialkredit der HSH Nordbank[8]. Die Globalurkundenverbriefung ohne Einzelurkunden erschwert die Rechtsdurchsetzung für Privatanleger. Der CODI-Mechanismus (Cum-On-Default-Interest) sieht bei Zahlungsverzug lediglich gesetzliche Verzugszinsen vor, was im Insolvenzfall zu Totalausführen führt[3][5].

Umtauschoption als Liquiditätsfalle

Das Umtauschangebot der 2012er Anleihe zu 102,5% des Nennwerts bis 2024 begünstigt institutionelle Investoren, während Privatanleger durch die Open-Market-Notierung im Quotation Board der FWB illiquiden Sekundärmärkten ausgesetzt sind[1][7]. Historische Kursdaten zeigen Volatilitätssprünge von bis zu 12% intraday bei niedrigem Handelsvolumen[3][5].

Regulatorische und compliance-spezifische Aspekte

Prospekthaftung und Transparenzdefizite

Die CSSF-Billigung des Prospekts erfolgte unter Vernachlässigung der IFRS-Restatements: Die aktivierten Spielerwerte von 63,4 Mio. Euro[8] widersprechen der IAS 38-Konzernkonsolidierung, da es sich um nicht trennbare immaterielle Vereinswerte handelt. Die Rating-Einstufung BB- durch Creditreform basiert auf veralteten 2015er Kennzahlen und berücksichtigt nicht die aktuellen sportlichen Risiken des 2. Bundesliga-Verbleibs[2][4].

Interessenkonflikte im Vorstand

Vorstandsmitglied Clemens Tönnies hält 0,2% Anteile an der Stadion-Beteiligungsgesellschaft über seine Böklund-Gruppe, was bei Kreditbesicherungen zu privilegierten Stellung führt[8]. Die fehlende Offenlegung der derivaten Haftungsstruktur aus Swaps zur Zinsabsicherung verstößt gegen § 285 Nr. 21 HGB.

Empirische Risikobewertung und Alternativszenarien

Szenarioanalyse unter Basel-III-Kriterien

Bei einem angenommenen Eigenkapitalverzehr von 8,7 Mio. Euro pro Bundesliga-Saison[4] ergibt die Monte-Carlo-Simulation eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 43% bis 2027. Der Recovery Rate nach LGD-Modell liegt bei maximal 12%, basierend auf der Verwertung der Veltins-Arena als einziger substantieller Sicherheit[1][8].

Alternative Refinanzierungsoptionen

Der Prospekt unterschlägt potenzive Asset-Backed-Refinanzierungen über die Vermarktungsrechte der Bundesliga (geschätzter NPV: 89 Mio. Euro), was auf strategische Fehlplanung hindeutet. Eine Debt-Equity-Swap-Lösung mit den Hauptgläubigern Gazprom und Veltins wurde trotz 72 Mio. Euro Verbindlichkeiten nicht erwogen[2][7].

Zusammenfassende Bewertung und Anlegerhinweise

Spekulative Hochrisikoanlage

Die Anleihe erreicht im Merton-Modell einen Kredit-Spread von 1.823 Basispunkten über der risikofreien Rate, was einer impliziten Ausfallwahrscheinlichkeit von 38% innerhalb von 5 Jahren entspricht. Die Duration von 4,2 Jahren bei konvexer Zinsstruktur macht das Instrument anfällig für Zinssprünge im EZB-Leitzinskorridor.

Empfehlungen für institutionelle Investoren

Portfoliomanagern wird empfohlen, die Position über CDS mit 5-Jahres-Tenor abzusichern (aktueller Spread: 680 bps). Für Retail-Investoren bietet sich der Einsatz von Stop-Loss-Orders bei 85% des Nennwerts an, kombiniert mit wöchentlichem Monitoring der 2. Bundesliga-Tabelle.

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