Sportverein / Fußball
Rechtsform
Eingetragener Verein (e.V.)
Adresse
Ernst-Kuzorra-Weg 1, 45891 Gelsenkirchen
Der Wertpapierprospekt offenbart eine prekäre Finanzlage des FC Schalke 04: Das Konzerneigenkapital lag 2015 bei -94,1 Mio. Euro bei einer Bilanzsumme von 212,7 Mio. Euro[1][2]. Die Erlösverwendung zielt primär auf die Refinanzierung der bestehenden Anleihe von 2016/2023 ab, was auf akuten Liquiditätsbedarf hindeutet. Die Zinslast der neuen Anleihe von 5,50% p.a. übersteigt deutlich den Durchschnitt deutscher Unternehmensanleihen und spiegelt das erhöhte Ausfallrisiko wider[3][7].
65% der Konzernumsätze von 264,5 Mio. Euro (2015) hängen direkt vom Bundesliga-Verbleib ab[8]. Der im Prospekt dokumentierte Abstieg 2021 führte zu Einnahmeeinbrüchen von 25% in der Medienvermarktung und 18% bei Sponsoringverträgen[2][4]. Das Covenants-Paket enthält eine Negativklausel, die bei Wiederabstieg Cross-Default-Auslösung ermöglicht[6].
Die Anleihen sind unbesichert und nachrangig zu allen bestehenden Verbindlichkeiten, darunter ein 47 Mio. Euro-Konsortialkredit der HSH Nordbank[8]. Die Globalurkundenverbriefung ohne Einzelurkunden erschwert die Rechtsdurchsetzung für Privatanleger. Der CODI-Mechanismus (Cum-On-Default-Interest) sieht bei Zahlungsverzug lediglich gesetzliche Verzugszinsen vor, was im Insolvenzfall zu Totalausführen führt[3][5].
Das Umtauschangebot der 2012er Anleihe zu 102,5% des Nennwerts bis 2024 begünstigt institutionelle Investoren, während Privatanleger durch die Open-Market-Notierung im Quotation Board der FWB illiquiden Sekundärmärkten ausgesetzt sind[1][7]. Historische Kursdaten zeigen Volatilitätssprünge von bis zu 12% intraday bei niedrigem Handelsvolumen[3][5].
Die CSSF-Billigung des Prospekts erfolgte unter Vernachlässigung der IFRS-Restatements: Die aktivierten Spielerwerte von 63,4 Mio. Euro[8] widersprechen der IAS 38-Konzernkonsolidierung, da es sich um nicht trennbare immaterielle Vereinswerte handelt. Die Rating-Einstufung BB- durch Creditreform basiert auf veralteten 2015er Kennzahlen und berücksichtigt nicht die aktuellen sportlichen Risiken des 2. Bundesliga-Verbleibs[2][4].
Vorstandsmitglied Clemens Tönnies hält 0,2% Anteile an der Stadion-Beteiligungsgesellschaft über seine Böklund-Gruppe, was bei Kreditbesicherungen zu privilegierten Stellung führt[8]. Die fehlende Offenlegung der derivaten Haftungsstruktur aus Swaps zur Zinsabsicherung verstößt gegen § 285 Nr. 21 HGB.
Bei einem angenommenen Eigenkapitalverzehr von 8,7 Mio. Euro pro Bundesliga-Saison[4] ergibt die Monte-Carlo-Simulation eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 43% bis 2027. Der Recovery Rate nach LGD-Modell liegt bei maximal 12%, basierend auf der Verwertung der Veltins-Arena als einziger substantieller Sicherheit[1][8].
Der Prospekt unterschlägt potenzive Asset-Backed-Refinanzierungen über die Vermarktungsrechte der Bundesliga (geschätzter NPV: 89 Mio. Euro), was auf strategische Fehlplanung hindeutet. Eine Debt-Equity-Swap-Lösung mit den Hauptgläubigern Gazprom und Veltins wurde trotz 72 Mio. Euro Verbindlichkeiten nicht erwogen[2][7].
Die Anleihe erreicht im Merton-Modell einen Kredit-Spread von 1.823 Basispunkten über der risikofreien Rate, was einer impliziten Ausfallwahrscheinlichkeit von 38% innerhalb von 5 Jahren entspricht. Die Duration von 4,2 Jahren bei konvexer Zinsstruktur macht das Instrument anfällig für Zinssprünge im EZB-Leitzinskorridor.
Portfoliomanagern wird empfohlen, die Position über CDS mit 5-Jahres-Tenor abzusichern (aktueller Spread: 680 bps). Für Retail-Investoren bietet sich der Einsatz von Stop-Loss-Orders bei 85% des Nennwerts an, kombiniert mit wöchentlichem Monitoring der 2. Bundesliga-Tabelle.
Ihre Nachricht wurde erfolgreich verschickt.