08 Mai 2025

Die MLP SE ist ein börsennotierter Finanzdienstleister mit Sitz in Wiesloch, der sich auf die Beratung von Akademikern spezialisiert hat. Gegründet 1971, agiert MLP heute als Holding für verschiedene Tochterunternehmen, darunter die MLP Finanzberatung SE und die MLP Banking AG.

Was bedeutet MLP? MLP leitet sich von den Gründern des Unternehmens ab: „Marschollek, Lautenschläger und Partner“.

Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Finanzdienstleistungen an, darunter Versicherungen, Vermögensverwaltung, Altersvorsorge und Bankprodukte. Die Beratung erfolgt durch selbstständige Handelsvertreter, die auf Provisionsbasis arbeiten.

MLP betreut rund 600.000 Kunden und erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von 1.067 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt etwa 2.300 festangestellte Mitarbeiter und 2.100 selbstständige Berater.

Das Wichtigste in Kürze:

Zielgruppe und Positionierung

MLP richtet sich gezielt an Akademiker und gehobene Zielgruppen, insbesondere Mediziner, Juristen und Berufseinsteiger mit langfristigem Beratungsbedarf. Die Kundenbindung beginnt früh, oft bereits im Studium, und wird über Events, Workshops und persönliche Ansprache aufgebaut.

Vertriebsstruktur und Vergütungssystem

Der Vertrieb erfolgt durch selbständige Handelsvertreter, die ausschließlich auf Provisionsbasis arbeiten. Dieses Anreizmodell birgt strukturelle Interessenkonflikte zwischen Verkaufsinteresse und objektiver Beratung.

Produktangebot und Unabhängigkeit

MLP bietet eine breite Produktpalette über viele Anbieter hinweg und versteht sich als unabhängiger Makler. Tatsächlich schränken interne Empfehlungslisten, Konzerntöchter und Beteiligungen von Versicherern die reale Auswahlfreiheit ein.

Kritik und Reputationsrisiken

Kritiker werfen MLP vor, Beratung und Vertrieb zu stark zu vermischen und insbesondere junge Kunden in langfristige, kostenintensive Verträge zu führen. Frühere Skandale wie der Bilanzfall 2002 und wiederholte Kritik von Verbraucherschützern belasten das Image.

Regulierung und rechtlicher Rahmen

MLP verfügt über sämtliche erforderlichen Lizenzen und unterliegt der Aufsicht von IHK, BaFin und Bundesbank. Trotz formaler Rechtssicherheit wird das Provisionsmodell zunehmend kritisch hinterfragt – etwa im Kontext der EU-weiten Diskussion über Provisionsverbote.

Das Angebot: Finanzberatung aus einer Hand

MLP bietet als umfassender Allfinanzdienstleister für Akademiker und gehobene Zielgruppen eine breite Palette an Finanzprodukten und Beratungsdienstleistungen:

Versicherungen: Vermittelt werden Lebens-, Renten-, Berufsunfähigkeits-, Kranken- und Sachversicherungen. Historisch unterhielt MLP eigene Versicherer, diese wurden jedoch 2005 verkauft, um die Maklerrolle zu stärken.

Altersvorsorge & Vermögensanlage: MLP berät zu privater und betrieblicher Altersvorsorge (Riester, Rürup, bAV), Investmentfonds, ETFs und Beteiligungen. Über die Tochtergesellschaft FERI bietet MLP auch Vermögensverwaltung an.

Banking & Finanzierung: Seit Erhalt der Vollbanklizenz 2005 bietet MLP Girokonten, Kreditkarten, Immobilienfinanzierungen und Wertpapiergeschäfte an.

Sachwertinvestments & Immobilien: MLP betreibt über Deutschland.Immobilien eine eigene Plattform für Immobilieninvestments. Auch geschlossene Fonds und alternative Investments werden beraten.

Nach eigener Aussage verfügt das Unternehmen über mehr als 20.000 Produktvarianten. Die Beratung erfolgt laut Unternehmensangaben „unabhängig von Produktanbietern“.

Zielgruppen, Vertriebsstrategie und psychologische Ansprache

MLP zielt vorrangig auf Akademiker, insbesondere Mediziner, Juristen, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaftler. Diese werden früh angesprochen, oft schon als Studierende.

Mittel sind u.a. Bewerbertrainings, Fachveranstaltungen und kostenlose Girokonten. Psychologisch baut MLP gezielt Vertrauen auf und schafft emotionale Ankerpunkte, um langfristige Kundenbeziehungen zu etablieren.

 

Der Vertrieb nutzt die soziokulturelle Nähe zwischen Berater und Kunde:

Viele Berater sind selbst Akademiker oder ehemalige MLP-Kunden. Die Kommunikation erfolgt auf „Augenhöhe“ – ein zentraler Vertrauensfaktor.

Eigentümer, Management und Konzernstruktur

MLP wurde 1971 in Heidelberg gegründet. Noch heute hält die Familie des Mitgründers Manfred Lautenschläger rund 30 % der Anteile über Poolverträge.

Weitere Anteilseigner sind:

HanseMerkur (ca. 10 %)

Barmenia (ca. 9,4 %)

Allianz SE (ca. 6,2 %)

Diese Beteiligungen werfen Fragen zur behaupteten Anbieterunabhängigkeit auf. Die operative Führung liegt bei CEO Dr. Uwe Schroeder-Wildberg (seit 2004). Die MLP Finanzberatung SE verantwortet das Tagesgeschäft, unterliegt aber der MLP SE.

Das Vertriebsmodell: Struktur und Anreize

MLP betreibt ein deutschlandweites Netzwerk von rund 250 Geschäftsstellen. Alle Berater sind selbständige Handelsvertreter nach §84 HGB. Die Vergütung erfolgt über Provisionen, die beim Abschluss von Verträgen anfallen.

Die Folge: Beratungsinteresse und Verkaufsinteresse können kollidieren.

Ein klar definiertes Karrieresystem mit Titeln wie „MLP Financial Consultant“ oder „Senior Consultant“ regelt die Aufstiegschancen. Neueinsteiger erhalten ein temporäres Garantieeinkommen (€1.250 monatlich im ersten Jahr). Danach sind sie auf Abschlüsse angewiesen.

Empfehlungsmarketing spielt eine große Rolle. Viele Berater rekrutieren im persönlichen Umfeld (Familie, Freunde, Universität), was zu sozialen Spannungen führen kann. Die Fluktuation im ersten Jahr gilt als hoch.

Ausbildung, Qualifikation und interne Struktur

Alle Berater müssen die Sachkunde nach §34d GewO (Versicherungsfachmann IHK) nachweisen. Zusätzlich werden MLP-spezifische Trainings durchlaufen:

3 Monate Basisausbildung

3 Monate Praxis mit Prüfung zum „Financial Consultant“

18 Monate Weiterbildung zum „Senior Consultant“

Zusätzlich existiert die MLP Corporate University für permanente Schulung. Karrierechancen bestehen bis hin zur Leitung eigener Geschäftsstellen (Profitcenter-Modell).

Produktvielfalt und vermeintliche Unabhängigkeit

MLP wirbt mit Unabhängigkeit, doch die Produktauswahl erfolgt über interne Empfehlungslisten. Die Tochtergesellschaft DOMCURA entwickelt eigene Versicherungslösungen, FERI steuert Investmentresearch und Vermögensverwaltung bei. Damit ist MLP teilweise Anbieter und Vermittler in Personalunion.

Zudem existieren wirtschaftliche Anreize:

Produkte mit hoher Provision (z.B. fondsgebundene Rentenversicherungen) werden häufiger verkauft als kostengünstige ETFs. Kritiker sehen darin eine systematische Verzerrung zugunsten margenträchtiger Produkte.

In der Vergangenheit war MLP u.a. bevorzugter Vertriebspartner von Clerical Medical. Heute wird auf „Produktvielfalt bei gleichzeitiger Qualitätsprüfung“ verwiesen.

Rechtlicher Rahmen und Regulierung

MLP operiert unter folgenden Erlaubnissen:

§34d GewO: Versicherungsvermittlung

§34f GewO: Finanzanlagenvermittlung

§34i GewO: Immobiliardarlehensvermittlung

§34c GewO: Immobilienvermittlung & Konsumentenkredite

Zusätzlich besteht eine Banklizenz seit 2005. Die Aufsicht erfolgt durch IHK, BaFin und Bundesbank. Als haftungsübernehmendes Institut bietet MLP ein regulatorisches Dach für seine Berater.

Im Beratungsprozess sind Key Information Documents (KID), Offenlegung von Provisionen und Geeignetheitsprüfungen vorgeschrieben. Dennoch kritisieren Verbraucherschützer die mangelhafte Transparenz in der Beratung.

Kritikpunkte, Skandale und Reputationsrisiken

Bilanzskandal 2002

Ein gravierender Reputationsschaden entstand durch Bilanztricks in den Jahren 2001/2002. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Bilanzfälschung und Insiderhandels. Prozesse endeten 2007 gegen Geldauflagen. Der Imageschaden war nachhaltig.

Vertriebsmethoden

MLP wird wiederholt vorgeworfen, junge Akademiker aggressiv zum Vertragsabschluss zu drängen. Kritik gibt es an der Intransparenz der Kosten und der Priorisierung von hochprovisionierten Produkten. Die Stiftung Warentest bewertete 2014 die Beratungsqualität mit der Note 3,6 (ausreichend).

Arbeitskultur

Ex-Mitarbeiter kritisieren auf Kununu hohe Umsatzziele, fehlendes Fixgehalt und Druck zur Kundenakquise im Freundeskreis. Die Anfangszeit gilt als belastend. Zugleich betonen andere die gute Ausbildung und Karrieremöglichkeiten.

Scheinselbstständigkeit

Ein Urteil des Landessozialgerichts Baden-Württemberg (2014) stufte einen MLP-Berater als sozialversicherungspflichtigen Angestellten ein. Dies stellt das Selbständigkeitsmodell infrage. MLP widerspricht dieser Sichtweise und verweist auf unternehmerische Freiheiten.

Journalistische Fragen

Wer profitiert am meisten?

Kunden zahlen versteckte Kosten über Provisionen. Ob sie tatsächlich den besten Nutzen erhalten, ist fraglich.

Warum werden bestimmte Produkte vermittelt?

Fondsgebundene Lebensversicherungen oder private Krankenversicherungen bringen hohe Provisionen. Einfachere Produkte wie ETF-Sparpläne spielen eine Nebenrolle.

Wie unabhängig ist die Beratung wirklich?

Interne Vorgaben, wirtschaftliche Anreize und Beteiligungen von Versicherern schränken die Unabhängigkeit ein.

Fazit: Zwischen Anspruch und Systemlogik

MLP ist professionell aufgestellt, gut vernetzt und hat einen klaren Zielgruppenfokus. Die Struktur erlaubt hohe Skalierung und gezielte Ansprache. Gleichzeitig ist die Beratung stark provisionsgetrieben. Die Auswahlfreiheit ist formal groß, praktisch jedoch durch Konzerninteressen und Provisionsanreize eingeschränkt.

Ob ein Kunde gut beraten wird, hängt stark vom einzelnen Berater ab. MLP bewegt sich im Spannungsfeld zwischen seriöser Finanzplanung und verkaufsgetriebener Systemlogik. Die kritischen Fragen zur Unabhängigkeit, Kostenoffenlegung und Kundenwohlorientierung bleiben bestehen.

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Quellenverzeichnis