07 Mai 2025

Die OVB Holding AG zählt zu den größten Allfinanz-Vermittlern Europas. Sie bietet privaten Haushalten eine breite Produktpalette an – von Versicherungen über Altersvorsorge bis zu Investmentfonds.

Unter dem Leitbild der „Allfinanzberatung“ sollen Kunden alle Finanzfragen aus einer Hand klären können. Doch wie unabhängig ist das System – und wem nützt es am meisten?

Das Wichtigste in Kürze – OVB Holding AG:

Strukturvertrieb mit Verkaufsdruck: OVB arbeitet mit selbstständigen Handelsvertretern auf Provisionsbasis im Multi-Level-Marketing-System – inklusive hierarchischem Aufstieg durch Umsatz und Teamaufbau.

Zweifelhafte Unabhängigkeit: Trotz über 100 Produktpartnern vermitteln Berater häufig Produkte der Großaktionäre (Signal Iduna, Basler), was die beworbene Neutralität einschränkt.

Geringe Transparenz und Qualifikation: Kunden erfahren oft nicht, wie hoch die versteckten Provisionen sind; Berater müssen keine formale Ausbildung nachweisen.

Emotionale Verkaufsstrategien: Beratung setzt stark auf Vertrauen, Zukunftsängste und persönliche Beziehungen – teils zulasten der Objektivität.

Kritik von Verbraucherschützern: Wiederholte Vorwürfe zu Fehlberatung, aggressivem Vertrieb und Interessenkonflikten belasten das Image – auch durch Medienberichte und Aussteigerstimmen.

OVB Holding AG: Finanzvertrieb mit Struktur – Beratung oder Verkauf?

Produktangebot und Beratungskonzept

Zum Portfolio von OVB Holding AG zählen:

Versicherungen (z.B. Lebens-, Kranken- und Sachversicherungen)

Altersvorsorge (Riester, Rürup, Betriebsrente)

Investmentfonds

Bausparen und Immobilienfinanzierung

Vermögensplanung

OVB vermittelt diese Produkte nicht selbst, sondern arbeitet mit über 100 Partnern zusammen – darunter Banken, Versicherer und Fondsgesellschaften. Die Berater präsentieren sich als unabhängig, beraten individuell und begleiten Kunden langfristig. Emotionale Bedürfnisse wie Sicherheit, Altersvorsorge oder Zukunftsträume spielen in der Argumentation eine zentrale Rolle.

In der Außendarstellung betont OVB Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit und Nähe. Ein zentraler Vorteil soll die „Rundum-Beratung“ sein – ein Ansprechpartner für alle Finanzfragen. Doch Kritiker hinterfragen, ob dies tatsächlich immer zum Vorteil der Kunden geschieht.

Vertrieb auf Provisionsbasis – mit Interessenkonflikten?

Die OVB-Berater sind formal selbstständige Handelsvertreter und werden ausschließlich durch Provisionen bezahlt – für jeden abgeschlossenen Vertrag.

Dieses Modell kann zu Zielkonflikten führen: Statt objektiver Beratung steht oft der Abschluss im Vordergrund. Stiftung Warentest und andere Verbraucherschützer bemängeln seit Jahren, dass Berater häufig Produkte empfehlen, die lukrative Provisionen versprechen – und nicht zwingend die besten Konditionen für den Kunden.

Tests legen nahe, dass bevorzugt Produkte von Partnerunternehmen vertrieben werden – insbesondere von den Großaktionären Signal Iduna und Basler. Das stellt die propagierte Unabhängigkeit infrage. Die emotionale Kundenansprache kann dabei Entscheidungsdruck aufbauen – etwa bei Themen wie Rentenlücken oder Familienschutz.

Wer steht hinter der OVB?

Die OVB Holding AG wurde 1970 gegründet und ist seit 2006 börsennotiert. Heute ist sie in 16 europäischen Ländern aktiv. In Deutschland tritt die OVB Vermögensberatung AG als zentrale Vertriebseinheit auf. Nach eigenen Angaben betreut OVB rund 4,5 Millionen Kunden mit rund 5.900 hauptberuflichen Beratern.

Aktionäre der OVB sind fast ausschließlich große Versicherungskonzerne:

Signal Iduna (ca. 53 %)

Basler (Baloise Group) (ca. 33 %)

Generali CEE Holding (ca. 11 %)

Nur rund 3 % der Aktien sind im Streubesitz. Diese Eigentümerstruktur schafft strategische Verflechtungen, die sich auch in der Produktverteilung widerspiegeln können.

Strukturvertrieb: Aufstieg durch Verkauf und Rekrutierung

OVB arbeitet im Strukturvertrieb – ähnlich wie DVAG oder Swiss Life Select.

Das bedeutet: Berater können neue Berater werben und verdienen an deren Abschlüssen mit. Das System ist hierarchisch organisiert, mit Karrierestufen von „Trainee“ bis „Direktionsleiter“. Je mehr Verträge ein Berater oder dessen Team abschließt, desto höher sein Einkommen.

Der Einstieg ist niedrigschwellig. Eine formale Ausbildung ist nicht vorgeschrieben – der Begriff „Finanzberater“ ist rechtlich nicht geschützt. Stattdessen schult OVB intern.

Neue Berater arbeiten häufig mit Kontakten aus dem Freundes- und Familienkreis – ein Vorgehen, das als „Abzocke unter Freunden“ kritisiert wurde. Empfehlungsmarketing und Erfolgsdruck prägen den Alltag.

Zwischen Motivation und Druck: Das Leben als OVB-Berater

Regelmäßige Vertriebstagungen, Auszeichnungen und Prämien sollen motivieren – doch viele Ex-Berater berichten von hohem Verkaufsdruck. Wer seine Ziele nicht erreicht, verdient wenig oder scheidet schnell wieder aus.

Die sogenannte Stornohaftung verschärft das Risiko: Kündigt ein Kunde seinen Vertrag frühzeitig, muss der Berater bereits erhaltene Provisionen zurückzahlen – oft in vier- bis fünfstelliger Höhe. Solche Rückforderungen sind legal, aber höchst umstritten.

Positive Stimmen heben das Teamgefühl und die Aufstiegsmöglichkeiten hervor. Doch zahlreiche Bewertungen auf Plattformen wie Kununu oder Trustpilot zeichnen ein gemischtes Bild: Zwischen Anerkennung und Frustration, zwischen „Chancen für Fleißige“ und „Verkauf auf Teufel komm raus“.

Unabhängigkeit unter Vorbehalt

OVB wirbt mit einer breiten Produktauswahl von über 100 Partnern. Dazu zählen namhafte Versicherer wie ERGO, HDI, R+V oder Canada Life sowie Investmenthäuser wie DWS, JPMorgan oder Amundi. Theoretisch können Berater aus dieser Vielfalt das beste Produkt auswählen.

In der Praxis jedoch gibt es Hinweise auf interne Produktempfehlungen, Provisionsanreize und strategische Vorgaben. Studien zeigten, dass in Beratungssituationen häufig Produkte der Anteilseigner empfohlen wurden – etwa fondsgebundene Rentenversicherungen der Basler oder Investmentfonds von DWS.

Objektiv günstigere Alternativen, etwa kostengünstige ETF-Sparpläne, werden oft nicht angeboten. Damit wird die behauptete Unabhängigkeit eingeschränkt.

Rechtlicher Rahmen

Die OVB und ihre Berater benötigen eine Gewerbeerlaubnis (§34d/f/i GewO) und sind im Vermittlerregister eingetragen. Die Aufsicht erfolgt durch die IHK – nicht direkt durch die BaFin. Letztere prüft nur kapitalmarktrechtliche Aspekte der börsennotierten Holding.

Berater müssen ihre Empfehlungen dokumentieren, Produktinformationen aushändigen und auf Provisionen hinweisen. In der Praxis bleibt jedoch oft unklar, wie viel ein Kunde tatsächlich zahlt – und wie stark die Vermittlungsprovision sein Produkt verteuert.

Kritikpunkte und Reputationsrisiken

OVB sieht sich regelmäßig mit Vorwürfen konfrontiert:

Verkaufsdruck: Medienberichte und Ex-Berater berichten von aggressivem Vertrieb, bei dem Verkaufszahlen über Beratung stehen.

Fehlberatung: Verbraucherschützer kritisieren, dass Kunden teils ungeeignete oder überteuerte Produkte vermittelt werden – mit zu wenig Aufklärung.

Interessenkonflikte: Die enge Bindung an Versicherungsaktionäre wirft Zweifel an der Unabhängigkeit der Produktempfehlungen auf.

Intransparenz: Viele Kunden wissen nicht, wie hoch die Provisionen sind – obwohl diese in den Vertragskosten enthalten sind.

Mangelnde Qualifikation: Der Berufseinstieg ist niedrigschwellig, was die Beratungsqualität beeinträchtigen kann.

Reputationsprobleme: OVB wird teils als „Drückerkolonne“ bezeichnet – ein Image, das das Unternehmen nicht vollständig abschütteln kann.

Ein Fall aus 2017, bei dem ein ehemaliger OVB-Berater Millionenbeträge veruntreute, sorgte für besondere Schlagzeilen. Obwohl es sich um einen Einzelfall handelte, schadete er dem Ruf des Unternehmens.

Journalistisch kritische Fragen

Aus journalistischer Sicht drängen sich zentrale Fragen auf:

Wie unabhängig ist die Beratung angesichts der Aktionärsstruktur und internen Steuerung?

Funktioniert die Beratung zugunsten des Kunden – oder primär zur Provisionsmaximierung?

Wie transparent sind die Kosten für den Kunden?

Wie kompetent sind die Berater angesichts fehlender Ausbildungspflicht?

Wie stark beeinflusst das Strukturvertriebsmodell die Produktauswahl?

Wie reagiert OVB auf Kritik – mit echter Qualitätssicherung oder PR-Rhetorik?

Wie zukunftsfähig ist ein auf Provisionsverkauf basierendes Modell in einer digitalisierten Finanzwelt?

Fazit

OVB präsentiert sich als kundenorientierter Finanzpartner mit breitem Angebot. Tatsächlich steht das Unternehmen jedoch für ein Vertriebsmodell, das stark auf Verkaufsanreize, Hierarchien und emotionale Kundenansprache setzt.

Die enge Verflechtung mit Versicherern, der Verkaufsdruck durch das Provisionssystem und die Kritik an mangelnder Transparenz werfen Fragen auf – nicht nur zur Beratungsqualität, sondern auch zur ethischen Integrität des Systems.

Für Verbraucher heißt das:

Angebote vergleichen, Beratung kritisch hinterfragen – und sich der Interessenslage des Beraters bewusst sein.

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Quellenverzeichnis

Zur Erstellung dieser Analyse wurden diverse öffentlich zugängliche Quellen herangezogen, um alle Aussagen zu belegen und unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen: