09 Nov. 2025

Klima-Kipppunkte – Die fortschreitende Erderwärmung rückt sogenannte Klima-Kipppunkte immer näher – kritische Schwellenwerte, bei deren Überschreitung wichtige Teilsysteme des Erdklimas abrupt und meist unumkehrbar in neue Zustände übergehen. Diese dramatische Entwicklung betrifft nicht nur Umwelt und Gesellschaft, sondern birgt erhebliche Risiken für das globale Finanzsystem, warnt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer des FERI Cognitive Finance Institute.

Klima-Kipppunkte – erhebliche Risiken für das globale Finanzsystem:

  • Kipppunkte verursachen exponentielle Klimaschäden.​
  • Versicherungen warnen vor Systemrisiken.​

  • Hypotheken auf unversicherbare Immobilien kritisch.​

  • Banken müssen Kreditrisiken neu bewerten.​

  • Regulierungsbehörden fordern bessere Klimariskokontrolle.

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Klima-Kipppunkte – Kippkaskaden

Analyse des FERI Cognitive Finance Institute und Aussagen von Dr. Heinz-Werner Rapp:

Beim Überschreiten dieser Kipppunkte können sogenannte Kippkaskaden ausgelöst werden, die mehrere Systeme nacheinander in neue Gleichgewichte zwingen, oft verbunden mit exponentiell steigenden Klimaschäden. Für Finanzmärkte bedeutet das eine bislang unterschätzte Gefahr: Massive Zerstörungen an Infrastruktur, Wohn- und Industriegebäuden können dazu führen, dass zahlreiche Vermögenswerte plötzlich an Wert verlieren und sogar unversicherbar werden. Dieses Risiko trifft insbesondere Banken und Kreditgeber, wenn etwa hypothekarisch belastete Immobilien ihre Versicherung verlieren und Kredite dadurch ausfallen könnten.

Das Umkippen essentieller Klimasysteme als globales Risiko

Die FERI-Studie „Climate Tipping Points – Das Umkippen essentieller Klimasysteme als globales Risiko“ enthält folgende Kernempfehlungen:

  1. Anerkennung und Integration der Klimarisiken
    Politik, Öffentlichkeit und Kapitalmarktakteure müssen die existenziellen Risiken, die von Klima-Kipppunkten ausgehen, endlich ernst nehmen und aktiv in ihre Entscheidungsprozesse integrieren. Die zunehmende Annäherung an systemkritische Schwellenwerte erfordert ein Umdenken in Klima- und Finanzpolitik.

  2. Stärkung der Klimaresilienz
    Es müssen gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften, Wirtschaft und Finanzsystem gegenüber den Folgen von Kipppunkten zu erhöhen. Das betrifft insbesondere Infrastruktur, Versicherungen und Finanzanlagen.

  3. Verbesserte Daten und Modelle
    Die Entwicklung von präzisen Klimadaten und Risikoanalysen ist zentral, um dynamische Wechselwirkungen zwischen Kipppunkten sowie deren ökonomische Auswirkungen besser zu verstehen und zu bewerten. Nur so können Banken, Versicherer und Investoren angemessen auf die Risiken reagieren.

  4. Neubewertung von Finanzrisiken
    Finanzmärkte müssen eine Neubewertung ihrer Risikoannahmen vornehmen („Repricing of Risk“), um die dramatisch steigenden Klimarisiken realistisch einzupreisen. Ansonsten drohen Insolvenzen und Wertverluste bei Vermögenswerten.

  5. Globale Zusammenarbeit und verbindliche Klimaziele
    Nur durch internationale Kooperation und klare Einhaltung oder Verschärfung der Pariser Klimaziele (1,5 bis 2 Grad Celsius Anstieg) lassen sich Kipppunkte abwenden oder deren Auswirkungen mindern.

  6. Frühwarnsysteme und langfristige Perspektiven
    Institutionen wie das FERI Cognitive Finance Institute empfehlen den Aufbau von Frühwarnsystemen sowie strategischen Langfristanalysen, um kommende Risiken frühzeitig zu erkennen und anzusteuern.

Diese Empfehlungen zielen insgesamt darauf ab, die komplexen Risiken durch Klima-Kipppunkte ganzheitlich zu erfassen und in Finanz- und Wirtschaftssysteme zu integrieren, um dramatische soziale und wirtschaftliche Folgen zu vermeiden.

Deep Research - Scoredex

Blind Spot an Kapitalmärkten – Neubewertung von Klimarisiken

Aktuell gibt es hierbei noch einen „Blind Spot“ an den Kapitalmärkten: Obwohl die Klimarisiken bekannt sind, werden viele Folgekosten ausgeblendet oder stark unterschätzt, was langfristig gefährliche Konsequenzen haben kann. Die Folge könnte eine Neubewertung von Klimarisiken („Repricing of Risk“) sein, welche bedeutsame Teile des Banken- und Kreditsystems unter akuten Druck setzt.

Auf der bevorstehenden UN-Klimakonferenz COP30 in Brasilien fordert Rapp deshalb ein Umdenken: Politik, Öffentlichkeit und vor allem Kapitalmarktakteure müssen die direkten Verknüpfungen zwischen steigenden Klimaschäden und daraus resultierenden Finanz- und Systemrisiken erkennen und in ihre Entscheidungen einpreisen.

Erste Veränderungen in der Risikowahrnehmung sind bereits sichtbar. Große Versicherungen, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden wie die deutsche BaFin und die EZB entwickeln neue Standards und Metriken zur besseren Erfassung und Bewertung dynamischer Klimarisiken – zum Beispiel im Rahmen des Konzepts der „Planetary Solvency“. Dennoch befindet sich die Entwicklung präziser Klimadatenmodelle und ihrer Übersetzung in Finanzrisiken noch in einem frühen Stadium.

Klima-Kipppunkte – Frühwarnungen – Datenquellen und Indikatoren

Die FERI-Studie schlägt folgende Datenquellen und Indikatoren für Frühwarnsysteme zu Klima-Kipppunkten vor:

  • Satellitengestützte Beobachtungen: Überwachung von Vegetation, Eisschmelze (z. B. Grönland, Antarktis) und Meeresspiegelanstieg als zentrale Frühindikatoren für potenzielle Kipppunkte.

  • Klimamessdaten und Temperaturverläufe: Analysemethoden wie Autokorrelation, Fluktuationsanalysen und kritisches Verlangsamen („Critical Slowing Down“) in Zeitreihen, die Veränderungen und Instabilitäten in Klima-Subsystemen signalisieren können.

  • Empirische Daten zu Teilsystemen: Langfristige Datensätze zu Status und Veränderungen von Klima-Kippelementen (z. B. Amazonas-Regenwald, Atlantische Umwälzzirkulation), die dynamische Zusammenhänge und Interaktionen abbilden.

  • Mathematische und statistische Methoden: Methoden zur Identifikation von Frühwarnsignalen über Mustererkennung in den Zeitreihen, z. B. zunehmende Volatilität, Anstieg der Autokorrelation oder veränderte Spektralcharakteristik bevor ein Kipppunkt erreicht wird.

  • Interdisziplinäre Kombination verschiedener Datenquellen: Integration von ökologischen, meteorologischen und ozeanographischen Daten zur besseren Modellierung von Kaskadeneffekten und Überschneidungen von Kipppunkten.

Der Aufbau eines solchen Frühwarnsystems erfordert hochwertige, regelmäßig aktualisierte und interoperable Datensätze zu den zentralen Klima-Kippelementen, um dynamische Risikoentwicklungen frühzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Die umfassende Studie „Climate Tipping Points – Das Umkippen essentieller Klimasysteme als globales Risiko“ vom FERI Cognitive Finance Institute gibt Investoren, Unternehmen und Entscheidern tiefgehende Einblicke in diese komplexe Problematik und soll helfen, die Herausforderungen der nahenden Klimakipppunkte besser zu verstehen und zu steuern.

 

Was sind Klima-Kipppunkte?

Klima-Kipppunkte sind kritische Schwellenwerte, bei deren Überschreitung wichtige Teilsysteme des Erdklimas abrupt und meist unumkehrbar in neue Zustände übergehen.

Warum bedrohen Klima-Kipppunkte das Finanzsystem?

Überschreiten von Kipppunkten kann zu starken Umwelt- und Infrastrukturschäden führen. Das kann Vermögenswerte entwerten und Kreditausfälle bei Banken und Versicherungen verursachen.

Welche Schlüssel-Kippelemente sind besonders gefährdet?

Wichtige Kippelemente sind die Eisschilde in Grönland und der Antarktis, die Atlantische Umwälzzirkulation und der Amazonas-Regenwald.

Was empfehlen die Experten im Umgang mit Kipppunkten?

FRERI empfiehlt bessere Integration von Klimarisiken in Finanzentscheidungen, den Aufbau von Frühwarnsystemen, Stärkung der Resilienz und internationale Zusammenarbeit zur Einhaltung der Klimaziele.